Berichterstattung:
25.5.2013 "Der Hammerflügel"
Berichterstattung
Pforzheimer Zeitung
Bravorufe für emotionale Musizierkunst
www.pz-news.de/kultur_artikel,-Bravorufe-fuer-emotionale-Musizierkunst-_arid,419741.html
Schwarzwälder Bote
Jedes Instrument besitzt so etwas wie eine Persönlichkeit
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Von Andrea Fisel
Schömberg. "Diese Meisterkonzerte sind ein besonderes Glück für die musikalische Landschaft rund um Schömberg", stand in der Vorankündigung zu dem Konzert, das im Kurhaus Schömberg im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kammermusik auf der Höhe" stattfand.
Ein Meisterkonzert war es in der Tat in vielerlei Hinsicht: Wahrlich meisterhaft und virtuos spielten die vier Musiker des "Quartett(o) Freiburg", Gottfried von der Goltz und Gerd-Uwe Klein als erste und zweite Violine, Ulrike Kaufmann mit Bratsche und der Cellist Guido Larisch.
Ein vollendeter Musikgenuss wurde dem Publikum in den jeweils vier Sätzen des Streichquartetts F-Dur opus 18,1 von Ludwig van Beethoven, des Streichquartetts Nr.2 A-Dur von Juan Crisóstomo de Arriaga und des Streichquartetts B-Dur opus 50,1 von Joseph Haydn geboten. Mit spürbarer Spielfreude und erstaunlicher Leichtigkeit, jedoch in wunderbarem Zusammenspiel sowie hervorragender Perfektion beherrschten die Interpreten die Anforderungen an Technik, Ausdruck und Stimmung. Einmal wechselten sich leichte, verspielte Tonfolgen ab mit langsamen, pathetischen. Dann folgten auf Generalpausen oder Unisoni rasante Läufe, und ein andermal verband sich fröhliche Ausgelassenheit mit Strenge.
Auch die Komponisten der aufgeführten Werke wurden dank ihrer außerordentlichen Begabungen schon zu Lebzeiten als wahre Meister ihres Fachs anerkannt. Sie schufen in der Blütezeit der Wiener Klassik neben zahlreichen anderen Kompositionen Streichquartette, die aufgrund ihrer harmonischen Vollständigkeit "als Gipfelpunkt der abendländischen Musik" bezeichnet wurden.
Henning Bey gab zu Beginn des Konzertabends eine Einführung sowohl zu den musikalischen Darbietungen anhand einzelner Klangbeispiele als auch zu den Komponisten sowie ihrem Schaffen. Als Verantwortlicher für Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Freiburger Barockorchester meisterte er mit Leichtigkeit die Aufgabe, den Zuhörern professionelles Fachwissen verständlich, interessant, zuweilen sogar amüsant zu vermitteln.
Eindrücklich schilderte er, in welcher Beziehung die drei Komponisten zueinander standen, welche Bewunderung oder Abneigung sie hegten oder wie sie ihre Gefühle in der Musik zum Ausdruck brachten.
Von Daniel Krummacher
Bad Liebenzell-Unterlengenhardt. Bis in die heutige Zeit gilt das Streichquartett in der Besetzung aus zwei Violinen, Viola und Violoncello als die bedeutendste, anspruchsvollste Gattung der Kammermusik. Als ob das »Quartett(o) serioso« einen Beweis dafür führen wollte, konzertierten die Musiker in Unterlengenhardt: formvollendet, brillant, meisterhaft – diese Ausnahmekönner suchen ihresgleichen.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde das Streichquartett als Besetzungsform vorwiegend von Dilettanten gepflegt. Das änderte sich durch die von höchster geistiger Durchdringung zeugenden Werke Ludwig van Beethovens, die neue Anforderungen und Maßstäbe für alle nachfolgenden Komponisten- wie Musikergenerationen setzten. Das »Quartett(o) serioso«, benannt nach Beethovens op. 95, orientiert sich in seinem Schaffen genau an dieser Blütezeit der Gattung, der so genannten Wiener Klassik. Kernrepertoire sind die Werke Beethovens und seiner Zeitgenossen. Schon per definitionem konnte es sich beim Konzert in Unterlengenhardt also nicht um ein Dilettanten-Konzert handeln.
Das wurde schon beim ersten der drei Quartette deutlich. Beethovens op. 18 Nr. 6 B-Dur, mit klassischem »allegro con brio«-Kopfsatz, dem in seiner rhythmischen Anlage reizvollen Scherzo und dem ungewöhnlichen, mit »La Malinconia« überschriebenen Schlusssatz, arbeiteten die Instrumentalisten in seinem vollen Facettenreichtum heraus. Ob in den Unisoni, den solistischen Passagen des Adagio, die für arioses Singen sorgten, oder in den hohen Tempi im Scherzo – das Quartett präsentierte sich als perfekte Einheit. Intonatorisch und technisch sowieso über jeden Zweifel erhaben, agierte es dynamisch höchstermaßen differenziert und interpretatorisch wohl überlegt. Da waren keine Dilettanten am Werk, sondern Profis!
Dass die Mitglieder des Freiburger Barockorchesters – nicht nur weil sie auf historischen Instrumenten spielen – ein Faible fürs Ungewöhnliche haben, zeigten sie mit der Auswahl des zweiten Quartetts, Ferdinand Ries’ op. 150 Nr. 1 a-Moll. Ries, der als Beethovens Schüler dessen Werke gut kannte und sich von ihm inspirieren ließ, gilt zwar als Komponist mit einem wichtigen Beitrag zur Gattungsgeschichte des Streichquartetts, wird heute aber eher selten aufgeführt. Das könnte freilich auch daran liegen, dass die Partie der ersten Geige sehr schwierig ist und höchste Anforderungen stellt. Gottfried Graf von der Goltz, Professor an der Freiburger Musikhochschule und Primarius im »Quartett(o) serioso«, zeigte sich jedoch als Virtuose, der selbst mit der furiosen Coda des ersten Satzes keine Mühe hatte. Besondere Erwähnung verdient die Präzision, mit der er, Gerd-Uwe Klein, Ulrike Kaufmann (Viola) und Guido Larisch (Cello) die »Doppeldeutigkeit der Taktgrenzen« im Scherzo zu Tage förderten.
Nach der Pause stand Robert Schumanns op. 41 Nr. 1 a-Moll auf dem Programm, erneut insoweit ungewöhnlich, als bei ihm Streichquartette eher am Rande des kammermusikalischen Schaffens stehen. Neben den donnernden Presti in Scherzo und Schlusssatz ragten im Adagio Larischs wunderbar cantabile gehaltenen Linien noch heraus. Am Ende war der lange Applaus der mehr als 100 Zuhörer der verdiente Lohn für ein – auch ohne die ebenso unterhaltsame wie gehaltvolle Werkeinführung durch Gerd-Uwe Klein – schlicht meisterhaftes Konzert.
Samuel Schick